Michael Maier, Berliner Zeitung:
Der Westen sei der Feind, sagen Russen und Chinesen, und rüsten auf. Die Russen und die Chinesen seien der Feind, sagen Washington, London und Brüssel unisono und klatschen für Trump Applaus, wenn er von den Nato-Staaten fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Militärgerät fordert. Die gigantischen Summen können nur über neue Schulden oder radikale Schnitte im Sozialstaat aufgebracht werden. Auch die Maßnahmen für den Kampf gegen den Klimawandel wollen öffentlich finanziert werden.
Donald Trump wirkt in einer Situation immer neuer Bedrohungsszenarien und unbezahlbarer Forderungen zur Lösung als Katalysator: Als Präsident der letzten verbliebenen Weltmacht hat er mit seiner Ankündigung von Zöllen den finalen Verteilungskampf ausgerufen. Kriege gehören längst zum Repertoire der Neuordnung, hat der russische Präsident Wladimir Putin messerscharf erkannt, und er schafft in der Ukraine blutige Fakten. Während sich ein Teil der Welt über seinen eklatanten Bruch des Völkerrechts völlig zu Recht empört, können andere ungehindert ihrerseits die Grenzen verschieben: Israel und die Türkei sind, unterstützt vom Westen, in Syrien eingefallen, einem Land, das bis vor wenigen Wochen noch als souveräner Staat galt. Amerikaner bombardieren wie selbstverständlich den Jemen, darüber finden sich kaum noch Berichte in den Medien. Regime-change-Operationen und ausländische Einflussnahmen wie in Georgien, Armenien, Moldau oder Rumänien nehmen sich da schon fast als Bagatellen aus.
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Theoretisch könnte Deutschland von einem Umbruch wie diesem profitieren und in die Lücke springen, bevor sich der Rauch verzogen hat. Wie das geht, haben die Amerikaner den Europäern schon einmal vorgemacht: Vor dem Fall der Mauer wollte der Deutsche-Bank-Manager Alfred Herrhausen an Russland im großen Stil Kredite vergeben, um die deutschen Unternehmen auf den russischen Markt zu bringen. Nach seiner bis heute nicht aufgeklärten Ermordung übernahmen wenig später unter Boris Jelzin die Amerikaner den russischen Markt, die US-Unternehmen setzten sich fest, bis Wladimir Putin kam.
This mention of Herrhausen’s murder in connection with proposals for loans to Russia comes just a month after the Gysi-Warweg-Ensel conversation which touches on it at about 37:12. These are the only instances where I have seen mention of Herrhausen outside RAF discussions but I wonder how common this is and if I would have seen it had I been looking.